Chronik des Brückenkellers 2


ALLES FÜR DIE GÄSTE… 
lautet die Parole, die sich der Frankfurter Weinfachmann und Gastronom Franz Albert schon 1927 zu eigen machte. Es war das Jahr der Gründung des Brückenkellers, der unter maßgeblicher Beteiligung von Franz Albert aus der renommierten Frankfurter Weingroßhandlung La Roche & Allinger hervorging.

Es begann mit den 21er Weinen. Die Geschichte des Brückenkellers beginnt eigentlich schon am 15. August 1926. An diesem Tag wurde die in der Nähe der Schützenstraße in Frankfurt liegende neue „Alte Brücke“ eingeweiht. Im Hause Schützenstraße 6 befand sich seit über 130 Jahren die weltbekannte, traditionsreiche Weingroßhandlung La Roche & Allinger, vormals Johann Jakob Burck. Franz Albert war junger Prokurist in der Firma. Zusammen mit dem Inhaber überlegte er, wie man die durch Krieg und nachfolgende Inflation angeschlagene Wein-großhandlung wieder auf die Beine bringen könnte.

In den Kellern der Weingroßhandlung lagerten damals umfangreiche Bestände an Weinen, besonders solche des Jahrgangs 1921, die unter den herrschenden Umständen nur schwer zu verkaufen waren. Franz Albert bewies unternehmerischen Mut als er vorschlug, die Weinkeller während der drei Tage andauernden Einweihungsfeier der neuen Alten Brücke den Besuchern zugänglich zu machen. Dabei sollten die Lagerbestände der 21er Weine ausgeschenkt werden. Der Name Brückenkeller wurde in Anlehnung an die Brückenfeier gewählt. Die Stadt gewährte eine Schankerlaubnis für drei Tage, die dann um weitere drei und danach um weitere fünf Tage verlängert wurde. Einschließlich der nicht kozessionierten Ausschanktage währte der Schankbetrieb 18 Tage und wurde ein voller Erfolg. In diesen 18 Tagen schenkte man im Brückenkeller insgesamt 28000 Flaschen Wein aus.

Der Entschluß, die Dauerkonzession zu beantragen, war danach schnell gefasst. Sie wurde unter Berücksichtigung der Fremdenverkehrsinteressen der Stadt Frankfurt und nach der Auflage größerer Umbauarbeiten im Mai 1927 bewilligt. Nachdem das notwendige Personal eingestellt war – 42 Personen – nahm der Brückenkeller seinen Dauerbetrieb auf. Er wurde Franz Alberts Lebenswerk.

In den folgenden Jahren wurden im Brückenkeller im Tages-durchschnitt bis zu 1000 Flaschen Wein ausgeschenkt. Das Weinhaus wurde zum Begriff in ganz Deutschland und über die Grenzen hinaus. 1931 übernahm Franz Albert, bis dahin neben der Familie Allinger Teilhaber, den Brückenkeller als alleiniger Inhaber. Bis zum Beginn des Krieges, an dem er als Soldat teilnahm, baute er den Brückenkeller zu einer gastronomischen Rarität auf.

1945 vernichteten die Bomben restlos alles, was mit viel Sachkenntnis und Fleiß aufgebaut worden war. Das ehemalige Fischerfeld in Frankfurt war ein einziges großes Trümmerfeld. Die bis zu 4,80 Meter tiefen Kellergewölbe des Brückenkellers waren zerstört oder ausgebrannt. Das wertvolle Weinlager, es enthielt etwa 55000 Flaschen und 70000 Liter Wein in Fässern, wurde vernichtet oder geplündert. Viele gaben damals auf. Franz Albert dachte daran nie. Mit unerschöpflicher Kraft und viel Idealismus machte er sich an den Wiederaufbau des Brückenkellers. Mit eigener Hand legte er Eingang und Treppe frei, suchte er die alten Steine zusammen, um die alten Gewölbe zu restaurieren.

Schon bald konnte der Brückenkeller abends wieder einen kleinen Kreis von Gästen aufnehmen. Und schnell wurde da angeknüpft, wo bedingt durch Krieg und Wiederaufbau unterbrochen werden musste. Der Brückenkeller war somit auch eine der ersten Frankfurter Gaststätten mit Weinhandel, die nach der Währ-ungsreform wieder voll intakt waren. 

Die Tatsache aber, dass sich der Brückenkeller auf historischem Boden, besser gesagt, in historischen Gewölben befindet, wäre ohne den Idealismus von Franz Albert unter den Trümmern des Krieges verschollen geblieben. So aber bleibt uns ein Stück Frankfurter Geschichte lebendig, die ihren Bogen vom frühen Mittelalter bis ins Heute spannt.

In Frieden mit sich und in Dankbarkeit übergaben Franz und Therese Albert den Brückenkeller in die Hände der Familie Wehle, welche das Haus mit Verve und Idealismus in neue, ungeahnte Höhen der gastronomischen Kunst führten und so einer erfolgreichen Zukunft den Weg wiesen.